Lernwerkstatt

Entwicklungsbegleitung im letzten Kindergartenjahr hat eine wichtige Aufgabe – es wird ein entscheidender Grundstein für das weitere Lernen gelegt.

Es ist wichtig, eine lernanregende, kindgerechte Umgebung zu schaffen und sich die Frage zu stellen, was Kinder im letzten Kindergartenjahr bereits lernen können. Sie sollten unterstützt werden, ohne unter- bzw. überfordert zu sein und ohne belastenden Leistungsdruck.
Kinder wollen lernen, sie erforschen mit großer Aufmerksamkeit und allen Sinnen ihre Welt.

Die italienische Ärztin und Pädagogin Maria Montessori stellte die besondere Lernfähigkeit der Kinder in den Mittelpunkt ihrer Erziehung. Dabei stellte sie fest, dass sich besonders die 3-6jährigen Kinder selbst konzentriert mit einer Sache beschäftigen können – sie nannte das die Polarisation der Aufmerksamkeit. Ihre Erkenntnisse und Erfahrungen (Montessori – Pädagogik) fließen in die pädagogische Arbeit vieler Kleinkind- aber auch Schulpädagogen ein. Als wichtigster Grundsatz wird die Hilfe zur Selbsthilfe verstanden, die besonders auch in der Lernwerkstatt Anwendung findet.

Kinder lernen durch sinnliche Wahrnehmung und selbständiges Handeln und nicht nur durch Aufnahme einzelner Umwelterfahrungen. Um ihr natürliches Lerninteresse wach zu halten, wird den Kindern, insbesondere den Kindern im letzten Kindergartenjahr, eine entwicklungsfördernde und kindgerechte Umgebung angeboten, in der sie mit allen Sinnen und dem ganzen Körper lernen können.
Um ganzheitliches Lernen zu ermöglichen, ist es wichtig, das Angebot, die Räumlichkeiten, das Erzieherverhalten und die Atmosphäre insgesamt auf die natürlichen Bedürfnisse der Kinder abzustimmen.

In unserem Haus finden diese fünf Kriterien besondere Beachtung:
1) Raumgestaltung
2) Materialien und Übungen
3) Aufgabe / Rolle der Erzieherin
4) Lernen ohne Stress
5) Bewegung

Raumgestaltung
Die kindliche Neugier ist wichtig für jegliches Lernen, sie ist aber auch eine empfindliche Eigenschaft, die sich nur in einer vertrauten und angstfreien Atmosphäre entfalten kann. Kinder fühlen sich in Räumen wohl, die ansprechend und behaglich eingerichtet sind – Ästhetik hat großen Einfluss auf die Kinder.

Ebenso wichtig ist die Ordnung und Übersichtlichkeit der angebotenen Materialien, damit sich das Kind orientieren kann und Mut zum selbständigen Handeln und Bewegen findet. Diese äußere Ordnung hilft, eine innere Ordnung aufzubauen, die dem Kind Halt gibt – Kinder verinnerlichen diese Strukturen und Regelmäßigkeiten

Diese Voraussetzungen werden in unserem Haus optimal erfüllt, da jeder Raum einen eigenen Schwerpunkt hat und auf die Bedürfnisse der Kinder besser abgestimmt werden kann.

Materialien und Übungen
Nicht nur die ansprechenden Räumlichkeiten, sondern auch das sorgfältig ausgewählte Material-Angebot laden zu konzentrierter und aufmerksamer Arbeit ein. Die konzentrierte Beschäftigung, von der sich die Kinder nicht ablenken lassen, ist die kostbare Zeit, in der sie intensiv lernen und sich weiterentwickeln.

Insbesondere Montessori -Materialien und -Übungen sprechen verschiedene Interessensbereiche der Kinder an:

Übungen des täglichen Lebens
(z.B. Reis/Wasser umschütten; Servietten falten…)
Sinnesmaterialien
(z.B. Tasttafeln, Geräuschdosen, Geruchsdosen…)
Mathematik – Materialien
(z.B. Blau-rote Stangen, Goldenes Perlenmaterial…)
Sprach – Materialien
(z.B. Anlaut-Kommode, Sandpapier-Buchstaben…)
Kosmische Erziehung
(z.B. Naturwissenschaftliche Experimente…)

Bei der Handhabung der Materialien ist zu beachten, dass sie eine bestimmte Funktion erfüllen und nicht zweckentfremdet werden sollen. Die Kinder lernen den Umgang und die Funktion des Materials kennen und können nach Entwicklungsstand und beinhalteter Fehlerkontrolle (des Materials) aktiv und selbständig hantieren.
Durch die vielfach sinnlichen Wahrnehmungen, die das Material bietet, wird das Kind ganzheitlich gefördert und unterstützt.

Die Kinder im letzten Kindergartenjahr haben auch die Möglichkeit, sich mit dem Neuen Medium „Tablet“ auseinanderzusetzen. Die Sprachlernsoftware „Schlaumäuse“ wird hier genauso erkundet, wie Paint-Programme, die die Möglichkeit geben, künstlerische Fähigkeiten mit Hilfe von Technik auszudrücken.

Aufgabe und Rolle der Erzieherin
Damit Kinder aktiv sein können und Gelegenheit zur Selbstbildung haben, versuchen wir, passiver zu agieren. Die Aufgaben der Erzieherin bestehen in der Vorbereitung einer guten und kindgerechten Umgebung, sowie in der einfühlsamen Beobachtung der Interessen und Besonderheiten des einzelnen Kindes. So kann die Erzieherin Hilfe anbieten, wo sie benötigt wird, ohne in die Arbeit des Kindes einzugreifen.

Ebenso ist es notwendig, dem Kind so viel Freiheit zu lassen, als es die kindliche Umgebung zulässt und Anderen keinen Freiraum nimmt. Dazu zählt auch die freie Wahl des Materials, des Raumes, des Spielpartners und sofern möglich, der Beschäftigungsdauer (häufiges Unterbrechen dämmt die Entdeckungslust).

Lernen ohne Stress
Da Montessori – Materialien (aber auch viele andere spezielle Angebote) eine eigene Fehlerkontrolle beinhalten, ist es nicht nötig, das Ergebnis der Arbeit des Kindes als richtig oder falsch zu bewerten. Es erkennt selbst gelungene oder weniger gelungene Ergebnisse und hat so die Chance zur Veränderung. So lernt das Kind, sich und sein Können selbst realistisch einschätzen.

Wenn sich das Kind in einer entspannten, kindgerechten Umgebung entwickeln darf und durch vielfältige Erfahrungen neues Wissen und Erkenntnisse an Bekanntem anknüpfen kann, wird Freude und Lust am Lernen (auch später in der Schule) erhalten bleiben.

Bewegung
Das Kind hat einen spontanen Spiel- und Bewegungstrieb, durch den es seine Umgebung erkunden bzw. erfahren lernt. Durch diese Spontanaktivität gelangt es zu Kompetenzerweiterung und sensomotorischen, wie auch psychomotorischen Erfahrungen – ausreichende Spiel- und Bewegungsräume vorausgesetzt. Bewegung und Lernprozess stehen in enger Wechselwirkung – sensomotorische Fähigkeiten des Kindes sind grundlegend für die Persönlichkeitsentwicklung.

Im Kindergarten bieten wir zahlreiche Möglichkeiten zur Bewegung an:
• täglich (freie Bewegungsmöglichkeiten)
• geplante Einheiten (Turnen, Rhythmik, Bewegungsspiele…)
davon eine geplante Einheit pro Woche speziell für 5-6 jährige Kinder.
• täglich im Garten

Bewegung fördert grundlegende Fähigkeiten, wie Körperwahrnehmung, Materialerfahrung (spezifische Eigenschaften unterschiedlicher Materialien…), Sozialkompetenz (partnerschaftliches Handeln und Kooperieren…), Kreativität (phantasievoller Umgang mit Medien…), Problemlösungsverhalten, Handlungsfähigkeit (planen, umsetzen, verändern…) und Risikoerfahrung (Können und Geschick erproben, einschätzen, Sicherheit gewinnen), die Lernerfolge ermöglichen.

Wir verstehen Entwicklungsbegleitung im letzten Kindergartenjahr als ganzheitliche Förderung. Kinder lernen am meisten, wenn sie „ selbstwirksam“, “selbstbildend“, und „aktiv“ beteiligt sind – und dies bieten wir dem einzelnen Kind in der Lernwerkstatt.

Das Kind hat die Möglichkeit, sich in seinem Tempo, nach seinen Interessen und Vorlieben neues Wissen anzueignen und mit Lust und Freude „lernen“ zu entdecken.